Sonntag, November 29, 2009

Der Wert , ein Spiel?

- ein bedenklicher Artikel von Michael Eldred
Hallo Franz!



Eldred: "Der Wert läßt sich überhaupt nicht herstellen und er läßt
sich nur nach Erfahrungsregeln und nicht von einem Prinzip her
quantitativ voraussagen. Vielmehr verhält sich die Sache umgekehrt: Die Arbeit, die die Ware produziert, wird erst im Spiegelspiel des Werts als wertvoll auf dem Markt faktisch anerkannt. Der Wert hat keine Substanz, sondern als gesellschafliche Kategorie kommt er erst in einem gesellschaftlichen Reflexionsverhältnis, d.h. erst in einer
Vergesellschaftung der Ware als Ware im Spiegel der anderen Waren, zustande. Das Wertsein selbst ist ein Wertverhältnis. Deshalb ist der Wertbegriff ein Grundbegriff einer sozialen Ontologie, d.h. einer Lehre des gesellschaftlichen Seins der Menschen. "
Stefan: In vergleichbarer Form findest du genau das bei Michael Heinrich (ohne die »soziale Ontologie«).

Die Idiotie die schon Engels mit ein paar dürren Worten abzukanzeln
versuchte, aber die sich damit nicht aus der Welt schaffen ließ, ist
dass der Wert dann doch aus der Zirkulation entsteht.
Stefan: Dito das Problem bei Heinrich. Gleichzeitig darf es aber keinen Rückfall in eine substanzialistische AWT (Arbeitswerttheorie) geben. Die hat Heinrich nämlich zurecht kritisiert. Annette Schlemm, hat -- wie ich
finde -- das Problem überzeugend aufgearbeitet:

http://www.thur.de/philo/notizen/fetisch/fetisch1.htm


Engels hätte aber nicht blökend auf das FAKTUM der Produktion
verweisen sollen ("dass eine Nation verreckt, die nicht....")
sondern umgekehrt fragen sollen warum sich dann jemand überhaupt die
Mühe der Produktion antut und nach welchen Gesetzen diese Produktion
denn sonst abläuft.

Wenn sich Wert nicht produzieren ließe, gäbe es keine Produktion oder
ihre Gesetze wären unbegreiflich. Das ist wenn man so will der
"Beweis" der Arbeitswertlehre. Und wir sind seit Marx noch keinen
Flohsprung weiter was die Schwierigkeit betrifft diesen einfachen
Satz verständlich zu machen.
Stefan: Ja, ein Knackpunkt. Aber daraus kann man nicht die Gültigkeit der AWT (in ihrer substanzialistischen Ausprägung wie sie aktuell von
Cottrell/Cockshott vertreten wird) schließen. Also nix mit »Beweis«.



Ansonsten ist Eldred ein Haus von wandelnden Widersprüchen. Der Wert
lässt sich das eine Mal nicht produzieren, und dann rekurriert er
doch auf die Arbeitswerte, Das eine Mal verwandelt sich der Wert
notwendig in Kapital das die sozialen Charaktere unwiderruflich
scheidet, das andere Mal bleiben gleichberechtigte faire Spieler
übrig.

Das Blöde ist: diese Positionen sind unglaublich populär auch in der
Marx-Rezepti0n.

gute Ideen sind gefragt!

Stefan:
Meine Idee wäre nur, konsequent von einem Begriff des Werts als
gesellschaftlichem Verhältnis auszugehen (was Eldred zurecht stark
macht), dabei aber nicht in die substanzialistische AWT oder eine leere
Geltungstheorie des Werts zu kippen. Ich habe das Empfinden, dass wir
damit durchgehend bei »Verhältnisbegriffen« landen würden, mit denen
nichts mehr »dingfest« zu machen ist, sondern sich alles nur noch in
Gegensätzen als den Momenten der zu begreifenden Verhältnisse bewegt.
So ein Denken wird _nie_ populär im Vergleich zur so schlichten und
anschaulichen substanzialistischen AWT: »Ich habe gearbeitet, also
steckt meine Arbeit jetzt im Ding«.

Ciao,
Stefan

P.S. Schreib doch so'ne Sache in einen Blog, irgendeinen wirst du dafür
finden. Dann bleibt das keine private Zirkeldiskussion per Mail (wenn
überhaupt).

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